Samstag, 2. Juni 2007

Eine ganz leichte Übung: Sich von Gott beschauen lassen und alles vor seinen Augen tun

Eben hab ich wieder eine schöne Erfahrung mit der Gegenwart Gottes gemacht: Dieses Wochenende hab ich mehrmals Küchendienst, bei dem für unsere ganze Hausgemeinschaft das Geschirr und das Besteck abgewaschen werden muss. Ich könnte jetzt eigentlich maulen, meckern, motzen und mich über die anstehende Arbeit aufregen. Aber heute hab ich mich schon den ganzen Tag auf die Zeit gefreut, denn mir kam in den Sinn: Jesus ist ja auch in der Küche bei mir. Ich nahm mir deshalb vor, bewusst an die Nähe Gottes zu denken, mich daran zu freuen und dabei das Geschirr und Besteck zu waschen.


Kurz vorher verzog ich mich in eine Ecke der Küche betete und las ein paar Zeilen von Bruder Lorenz: „Die heiligste und wichtigste Übung im geistlichen Leben ist der Gedanke an die Gegenwart Gottes. Sie besteht darin, dass man sich angewöhnt, gern in Gesellschaft mit ihm zu sein, dabei in Schlichtheit und Ehrlichkeit zu ihm sprechen und liebevoll bei ihm zu verweilen ... Es ist eine großer Irrtum, zu glauben, die Zeiten des Gebets müssten sich von den übrigen Zeiten unterscheiden. Nein. Es ist uns aufgegeben, in der Zeit der Arbeit mit der Arbeit bei Gott zu sein und zur Zeit des Gebets mit dem Gebet. Mein Beten ist nichts anderes als an Gottes Gegenwart zu denken ... Wir müssen während unserer Arbeit und unserer sonstigen Tätigkeit, selbst wenn wir lesen oder schreiben ... ja sogar während unserer Andacht und unseren gesprochenen Gebeten ab und zu, so oft wir können, einen kleinen Augenblick innehalten, um uns im Grunde unseres Herzens Gott zuzuwenden, uns seiner – ganz geheim, wie im Vorübergehen – zu vergewissern.“


Beim Abwaschen kam mir dann ein simpler, aber wunderbarer Gedanke: Menschen, in deren Nähe wir sind, schauen wir doch gern an; und Menschen, die bei uns sein wollen, wollen uns doch anschauen. So ist es doch ebenso mit unserem Jesus!! Er sieht uns an! Ich malte mir also die ganze Zeit aus, dass Jesus mit mir in der Küche zwischen den Töpfen und Tellern steht und mich freundlich anschaut. Dazu war meine Übung, innerlich immer wieder einen Blick zurück auf Jesus zu werfen - Jesus nur einen Blick wei weg! Da kann man doch nur staunen!!


Und dann fiel mir noch ein Vers aus Sprüche 15, 3.11: „Die Augen des Herrn sind an allen Orten ... Unterwelt und Abgrund liegen offen vor dem Herrn; wieviel mehr die Herzen der Menschen!“ Jesus ist den ganzen Tag bei mir: im Bett, am Schreibtisch und in der Küche. Er sieht nicht nur in alle Länder der Welt und in die entferntesten Winkel, nein: er achtet auf mich und schaut mir zu. Er kennt ganz genau mein Herz und mein Innerstes, mein Denken und mein Sehnen, meine Motivationen und alle Regungen meiner Seele. Ich stellte mir dann beim Abwaschen vor, wie die Blicke Gottes mein Herz berühren und betasten. Und dafür dankte ich dann Teller für Teller - eine tolle Zeit des Gebetes.


So dürfen wir jede unserer Arbeiten vor den Augen Gottes tun; Bruder Lorenz bringt es wieder einmal auf den Punkt: „Wenn wir wissen, dass wir alles vor dem liebenden Angesicht Gottes tun ... warum sollen wir dann nicht wenigstens von Zeit zu Zeit unsere Beschäftigung unterbrechen, und uns innerlich zu ihm hinwenden, ihm etwas Schönes sagen, ihn um etwas bitten, ihm unser Herz hinhalten und ihm unsere Dankbarkeit zeigen? Was kann Gott lieber sein, als dass wir auf diese Art im Laufe des Tages immer wieder einmal aus unserer Alltagswelt hinaufschauen ...“


So halte dir doch bei allem, was den Tag über geschieht, vor Augen, dass Jesus dich anschaut; er ist dir nah.

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