Seit zwei Wochen gehe ich jeden Tag zu einer liturgischen Andacht. Vor dem Mittagessen, von 12.15 Uhr an sammeln sich für eine viertel Stunde alle, die es arbeitsmäßig einrichten können, zu einer kleinen Zeit der Besinnung: ein, zwei Lieder, eine Zeit der Stille, gemeinsames Gebet, abwechselndes Lesen einzelner Bibelverse. Ganz schlicht.
Heute kam ich 5 Minuten zu spät. Als ich in die Kapelle trat, wurde gerade das Lied "Gott ist gegenwärtig" von Gerhard Tersteegen gesungen. Ich singe es so gern: "... lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte." Danach war Gelegenheit, kurz über einzelnen Gedankenanstößen - Gott ist unsichtbar, doch in seinem Tun erkennbar; Jesus: "Wer mich sieht, sieht den Vater"; "Siehe, ich bin bei euch alle Tage!" - still zu werden.
Ich musste dabei darüber nachdenken, wie schnell doch so eine Andacht zum Automatismus, zur Pause von der Arbeit, zum Anlass, eine Aufgabe liegen zu lassen, zur gedankenlosen und richtungslosen Stille ohne Bewusstsein der Gegenwart Gottes werden kann. Gerade weil ich doch so darauf achten will, dass alles in meinem Leben vor den Augen Gottes und in seiner Nähe geschieht, fällt es mir auf, wie ehrfurchtlos und gottvergessen ich manchmal meine Tage verbringe und selbst in solch einer Andacht singe oder bete.
Ich will weiterhin regelmäßig zu diesen Andachten gehen. Doch jetzt werden für mich die kleinen Bemerkungen der Karmelitin Teresa von Avila bedeutsam, die an ihre Mitschwestern genau darüber schreibt und sie auffordert, zu beachten, dass die gemeinsamen und persönlichen Gebete nicht zu einer leeren Hülle, zu einem bloßen Verrichten und Rezitieren verkommen.
Sie schreibt: "Bedenkt, wenn ihr vor den Herrn tretet, wer der ist, zu dem ihr sprechen wollt oder zu dem ihr sprecht. Auf ihn allein muss all meine Aufmerksamkeit gerichtet sein." Und an eine anderen Stelle: "Wenn ich mündlich bete (oder in einer Zeit der Stille die Gedanken auf Gott ausrichte) und mir dabei voll bewusst bin, dass ich mit Gott spreche (oder an ihn denke) und darauf mehr innere Aufmerksamkeit richte, als auf das Wort selbst ...", so ist das ein rechtes Gebet, gerade, wenn es jede Woche wiederholt gesprochen wird.
Es wird mir also in der kommenden Zeit eine Übung sein, im Gebet aufmerksam zu sein, selbst wenn es jede Woche gleich abläuft, selbst wenn ich an Arbeit denke, die mich den Vormittag über beschäftigte oder an solche, die noch vor mir liegt.
"Gott ist gegenwärtig ... Gott ist in der Mitte ..." und: "All mein Denken, all mein Wollen soll auf dich gerichtet sein ..."
Mittwoch, 19. September 2007
innerlich dabei?
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1 Kommentar:
Hallo DJ,
"Gott ist gegenwärtig" ist für mich auch ein immer wieder den Glauben vergegenwärtigendes Lied. Schön, dass Du Zeit hast zum Mittagsgebet zu gehen.
Gruß von Anita an dieser Stelle,
Matthias
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