Sonntag, 30. September 2007

Ein schöner Sonntag und die erste Art, zu beten

Heute war ein wirklich schöner Sonntag. Schon als ich um kurz nach halb 9 aufwachte, schien die Sonne von einem blauen Himmel umrahmt strahlend hell: "Sonne der Gerechtigkeit - gehe auf zu uns´rer Zeit ..." Frühstück: Rosinenbrot, Butter, Kakao, Kaffee und Milch. Dann Hausgottesdienst mit ein paar Freunden aus dem TSA: ein Moment Stille mit Bildbetrachtung, ein paar Lieder und eine Predigt vom Laptop (Kurt Schneck von den Fackelträgern hatte für uns ein Wort über Nachfolge im 21. Jahrhundert). Mittagessen: Maultaschen.

1 Stunde Mittagsruhe. Lesen im Garten. Auf´s Fahrrad und ab zu einem Milchshake. Immer noch blauer Himmel und Sonne:
"Die güld´ne Sonne voll Freud und Wonne ..." Abendessen: Stulle mit Brot.

Am Nachmittag saß ich einen alten Schinken lesend im Garten. Ich hatte mal wieder nach ein paar Monaten Pause die "Lebensbeschreibungen heiliger Seelen" von Gerhard Tersteegen hervorgekramt und ein bischen über Gregorius Lopes gelesen. Hier hab ich früher schon mal was über sein Beten geschrieben:
"Dein Wille geschehe ..." Dann blätterte ich weiter zu dem Markgrafen von Renty. Irgendwie sind mir die wenigen männlichen Heiligen zwischen den vielen weiblichen näher; die Frauen in dieser Biografiensammlung haben mir zu fremde Visionen.

Interessant sind die Umstände, unter denen der Markgrad von Renty sich Gott zuwendet: Als er wieder einmal in einen Buchladen ging, um sich wissenschaftliche Literatur zu kaufen, empfahl ihm der Buchhändler
"das berühmte Büchlein des Thomas von Kempis `Von der Nachfolge Christi`, mit der Bitte, dieses zu lesen. Weil ihm aber der Sinn nach anderen Wissenschaften stand, so machte er dieses erste Mal keinen Gebrauch davon." Der Buchhändler drängelte dann aber immer weiter, das Buch doch zu lesen. Renty "willigte dann ein, las es und wurde so davon berührt, dass er beschloss, das Heil seiner Seele mit Ernst zu bedenken und sich Gott zu übergeben."

Einige Kapitel später geht es dann um 4 Arten des Gebets, wie sie der Markgraf wohl pflegte und anderen Gläubigen in Briefen und Gesprächen empfahl:
( a ) die Betrachtung, ( b ) das Gebet des Herzens, ( c ) die wirksame Beschauung und ( d ) die leidentliche Beschauung - Begriffe, wie man sie im evangelischen Raum selten und in einer Predigt über Gebet heute wohl nicht so häufig hört. Dabei finde ich die Gedanken darüber so hilfreich und das Gebetsleben anregend. Was meint Renty? Die erste Weise des Gebets wird hier kurz umrissen; die drei anderen folgen später.

( a ) Im Gebet der Betrachtung geht um das verstandesmäßige betende Brüten und Nachdenken über einem Bibeltext. Dabei wird ein Text mehrfach gelesen: mal laut, mal leise, Wort für Wort, Vers für Vers. Man kann einen Text auch singen. Man bewegt ihn in seinem Herzen (siehe Maria in Lukas 2, 19 und 51).

Das Geschehen wird vor das innere Auge gemalt. Was passiert? Was wird in den Versen beschrieben? Personen? Worte und Gespräche? Wiederholungen? Betonungen? Was tut und sagt Jesus? Man vergegenwärtigt sich die Situation und stellt sich mit hinein in die Jesus umgebende Menschenmenge. Man hört mit, sieht mit und nimmt auch etwas von dem Fisch, den Jesus an die 4 000 austeilt (Markus 6, 41). Luther sprach ja auch davon, Bibelworte wie Kräuter zwischen den Fingern zu zerreiben, bis sie duften.
Mit allen Sinnen die Bibel lesen. Betend: "Herr, öff´ne du mir die Augen ..."

Vorrangig betrachtete Renty Verse über das Leben, das Leiden und das Sterben Jesu, da er darin das Vorbild eines gottgefälligen und Gott gehorsamen Lebens sah. Wenn in Jesaja 53, 3 steht, dass die Menschen den gemarterte Jesus nicht ansahen und vor Erschrecken das Gesicht abwandten, dann wollte Renty dies ganz bewusst: hinsehen, wie Jesus für die Menschen und für ihn aus Liebe stirbt.

Dazu ist aber Zeit nötig, die man nur durch den festen Entschluss erlangt, sich einmal einen ganzen Abend frei zu nehmen und die Nähe bei Gott zu suchen! In "Das Geheimnis der Anbetung" sagte Andrew Murray dazu:
"Nimm dir Zeit. Gib Gott Zeit, sich dir zu offenbaren. Nimm dir Zeit ... Harre darauf ... Nimm dir Zeit, sein Wort wie in seiner Gegenwart zu lesen ... Lass das Wort um dich und in dir heilige Atmosphäre schaffen, ein heiliges, himmlisches Licht, in dem deine Seele erfrischt und gestärkt wird für die Arbeit des täglichen Lebens."

In dem bekannten Lied "Leben aus der Quelle" heißt es:
"Hilf mir zu schweigen und auf dich zu warten. Nur noch aus dir will ich leben, oh Herr." - Das sollte immer wieder unser Gebet sein.

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