Ich starte hiermit eine neue Reihe: 10 Fragen an einen Leiter. Was bewegt sie? Wo lernen sie? Was inspiriert sie? Die Idee ist von Kent: hier.
Heute antwortet Daniel Schneider; er ist Leiter der "Oase" - Jugendarbeit in Woltersdorf bei Berlin und arbeitet als Redakteur und Moderator bei "Radio Paradiso".
1Q = An welchem Projekt oder an welcher Frage bist du derzeit dran? Was bewegt dich momentan besonders stark?
Im Rahmen unserer Jugendarbeit haben wir noch bis Ende des Jahres Anspruch auf eine vom Land Brandenburg geförderte Stelle für einen hauptamtlichen Jugendsozialarbeiter; alle anderen Mitarbeiter inklusive Vorstand arbeiten ehrenamtlich. Wir suchen gerade die oder den Richtige(n), klären die Restfinanzierung und bereiten uns auf die verändernde Bereicherung vor.
Im Rahmen dessen bewegt mich gerade stark die Richtung unserer Jugendarbeit. Spannend und herausfordernd.
2Q = Was sind Eigenschaften, die ein Leiter haben sollte?
Er sollte Brücken bauen können. Zwischen verschiedenen Menschen und Gruppen. Brücken, die tragen, Brücken, die vereinfachen und Brücken, die den Weg weisen.
Zweite wichtige Eigenschaft: Er sollte auch anderen erklären können, wie man Brücken baut. Eines der höchsten Ziele eines Leiters: Andere zum Leiten anleiten.
3Q = Was hilft dir, wenn du größere Entscheidungen treffen musst? Wie gehst du im Entscheidungsfindungsprozess vor?
Ein erfahrener Leiter hat mir einmal gesagt: „Unterschätze nie dein Bauchgefühl!“ Das allein klingt jetzt vielleicht ein bisschen willkürlich; aber neben dem logischen Abwägen des Für und Wider einer Entscheidung ist es für mich eine Sicherheit.
Und das Bauchgefühl ist zum Glück trainierbar. Die Trainingseinheiten bestehen darin, Zeit mit Gott zu verbringen: beten, lesen, spazieren gehen ...
4Q = Du willst Mitarbeiter für ein Projekt gewinnen: Was tust du, um sie für dein Anliegen zu begeistern?
Ich sage ihnen ehrlich, warum ich dieses Projekt durchführen möchte, was sie erwartet und warum ich gerade sie für dieses Projekt haben möchte.
Desweiteren versuche ich, durch ihre Sichtweise auf das Projekt zu lernen. Beschönigen oder Zurückhalten von Fakten bringt nichts. Allerdings kann man schon mal etwas schmackhaft machen, finde ich!
5Q = Was ist die wichtigste Lektion, die du durch Krisen, Herausforderungen und Schwierigkeiten in deinem bisherigen Leben gelernt hast?
„Völliges Vertrauen ist ein Bestandteil der Beziehung zu Gott – ein Vertrauen, das nur wachsen kann, wo auch Raum ist für den Zweifel.“ (C.S. Lewis) Dieser Satz hat mich bewegt. Ich habe es erlebt. Zweifel zu verbieten funktioniert nicht. Ich glaube, dass Gott will, dass wir uns mit ihm auseinandersetzten und mit ihm beschäftigen … Gott ist so individuell, dass er mit der Sichtweise eines jeden Menschen umgehen kann!
6Q = Was hast du für ein Dienstverständnis? Nenne und beschreibe kurz 3 Grundwerte, auf die du deinen Dienst gründest!
Auftrag: Beim flüchtigen Lesen klingt es so groß und so schwer (ist es vielleicht auch?), aber meinen bescheidenen Teil möchte ich trotzdem dazu beitragen: "Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Zukunftsaussichten: Ich möchte ein Ziel haben, etwas verändern, nicht unbedingt umkrempeln, aber voranbringen, prägen und für eine Sache arbeiten, die tiefer geht, weiter sieht und höher kommt als das, was ich alleine jemals schaffen würde. Und darunter fallen für mich durchaus auch die kleinen Berge, die es zu erklimmen gilt. Ich möchte von meinem Dienst überzeugt sein. Ich schreibe bewusst „möchte“, weil es durchaus Krisen gibt!!
Begabung/Freude/Spaß: Ich möchte meinen Dienst gerne tun, gut machen, sehen, dass sich andere und ich mich in Persönlichkeit und Begabungen weiterentwickeln. Kein „Rosinen rauspicken“ und nur nach Sonnenstrahlen haschen, sondern nach Möglichkeit und so oft es geht mit Körper und Geist die Verantwortung wahrnehmen.
7Q = Welche Menschen haben dich bisher am meisten inspiriert? Wie?
Oswald Chambers … weil mich die Literatur dieses schottischen Predigers aus dem 19 Jhd. aufregt, zum Nachdenken bringt und gezielt die Punkte anspricht, die mich als Mensch bewegen.
Meine Eltern … weil sie es immer wieder schaffen, mich mit Ihrer entwaffnenden Demut, Bescheidenheit und Selbstlosigkeit zu beeindrucken (und manchmal auf die Palme zu bringen).
Bono von U2 … weil er polarisiert. Er ist ein Rockstar und ein Mensch der Extreme. Und für mich klingt in seinen Interviews, Songs und Texten immer eine ganz klare Gottesfurcht mit. Er benennt die sensiblen Themen eines Christenlebens so, dass sich wirklich jeder (auch ohne Vorkenntnisse) mit hinein genommen fühlt. Und er ist ein großartiger Musiker!
8Q = Woher bekommst du für deine Arbeit Anregungen? Woher bekommst du neue gedankliche Anstöße, die deine Arbeit beeinflussen?
Da habe ich auch noch kein System entdecken können. Immer wieder mitten aus dem Leben: durch´s Hören, Schreiben, Sehen, Schmecken, Fühlen, Riechen, Weinen, Lachen, Reden ...
9Q = Welche Bücher hast du in letzten Wochen gelesen?
„Gerecht gesprochen – Leben unter einem offenen Himmel“ von Richard Hays; „Das Geschenk der Freundschaft – Tolkien und C.S. Lewis“ von Colin Duriez; „Das Mysterium“ von Titus Müller; „Das Lustige Taschenbuch“ von Walt Disney
10Q = Welchen Tipp hast du für junge werdende Leiter?
Da ich mich selbst noch als relativ jungen Leiter sehe, freue ich mich über ganz viele Tipps! Ein Spruch ist mir in den letzten Jahren ganz wichtig geworden: "Die Tatsache, als christlicher Leiter eingesetzt und berufen zu sein, wiegt federleicht gegen die unfassbare Tatsache, dass ich ein Kind Gottes bin!" (Magnus Malm) Bei Verantwortungsdruck, Misserfolgen oder Motivationsschwierigkeiten spendet er mir Trost. Und bei Erfolgen mit menschlichen Höhenflügen holt er mich auf den Boden zurück.
Mittwoch, 12. September 2007
10Q & 10A mit Daniel Schneider
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