Mittwoch, 31. Oktober 2007

Reformationstag

Am 31. Oktober heftete Martin Luther 95 Thesen in lateinischer Sprache an die Tür der Wittenberger Kirche. Sie sollten die Gelehrten und Theologen zur Diskussion über die aktuelle Lage der Kirche einladen und wichtige Fragen im Lichte des Evangeliums bewerten helfen. Kein Bildersturm, keine Revolution, kein radikales Umkrempeln, sondern erst einmal Gespräch und Austausch.

Doch es kam anders: nach 14 Tagen waren seinen Thesen übersetzt und im ganzen Land verbreitet worden. Die Reformation setzt sich in Gang. 1518 bringt Luther nachträglich 20 Thesen in volkstümlicher Sprache heraus.

Unser Kirchengeschichtslehrer Pfarrer Hahn betonte immer wieder die 1. und die 62. These, darin es heißt:

These 1: "Unser Herr und Meister Jesus Christus hat mit dem Wort `Tut Buße!` (Matth 4, 17) gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen nichts als Buße sein solle."
Hier sprach Luther gegen die verweltlichte Buße, die die Menschen der wahren Heilsgewissheit beraubte. Gelehrt wurden damals 3 Elemente der Buße:

- aus Sorge vor dem richtenden und gerechten Gott weckt man in sich selbst einen Reueakt aus eigenem Entschluss und aus eigener Kraft; jetzt ernsthaftes Aufreiben des Herzen und Suche nach Schuld; der Mensch erkennt, wenn die Buße echt ist, sein Versagen (Erkenntnis des Herzens)
- in der Beichte wird Schuld bekannt (Bekenntnis des Mundes);
- gute Werke und Ablass geben Gewissheit der Vergebung (tätige Reue).

Luther kämpfte lange um die Buße: Wie kann Gott von dem Menschen Liebe fordern, wenn er sie immer nur auf ihre Schuld und auf seine Gerechtigkeit und sein Gericht verweißt? Wie kann ich in mir eine echte Reue wecken und wann sind genug Werke getan? Wenn ich auch nur ein Gramm dazu beitragen muss, dann kann ich mir nie meines Heils gewiss sein.

These 62: "Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit der Gnade Gottes."
Dabei wandte sich Luther gegen die Meinung, die guten Taten und die Frömmigkeit der Heiligen könnten wie ein Schatz von der Kirche ("thessaurus ecclesiae") verwaltet und für Geld an das Volk verkauft werden, um ihnen so Verkürzung des Fegefeuers, Schulderlass und Gewissheit der Vergebung Gottes zu erwirken. Vielmehr ist der wahre Schatz für alle Menschen die Gnade Gottes, durch die er dem Menschen aus Liebe in Jesus seine Gerechtigkeit frei zuspricht und dem Gläubigen Gewissheit des Heils schenkt.

Man müsste eigentlich noch viel genauer die Thesen Luthers studieren und fragen, wo sie uns heute für unser geistliches Leben etwas zu sagen haben. Und: Welche Thesen würden wir wohl heute an eine Kirchentür heften?

Der treue Freund und Begleiter Luthers Phillip Melanchton schreibt: "Gott, ewiger und einiger Vater unseres Heilandes Jesus Christus, du hast uns Sünder zu der großen Gnade berufen und vergibst uns gnädig unsere Sünde. Du gibst uns Leben, Gesundheit, Nahrung, rechte Lehre, und du bewahrst unsere Behausungen. Für diese und alle anderen Wohltaten danken wir dir von Herzen."

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