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Ich hatte während der letzten drei Wochen jeden Abend kurz Gelegenheit, ein paar Seiten zu lesen und so nach der Arbeit noch einmal auf andere Gedanken zu kommen.
Beim Lesen erlebe ich oft diesen Moment, dass es mich wie hell umstrahlt und ich denken muss: Diese Zeilen sind für dich; nimm sie ein; wiederkäue sie; verdaue sie und lebe von ihnen! Dann mache ich es wie Sadhu Sundar Singh, der den Tip gab, Bücher und zuerst die Bibel wie die Tauben zu lesen, die, um zu trinken, den Schnabel in die Wasserpfütze halten und danach den Kopf weit in die Höhe recken, um zu schlucken. Ich lese also einen Abschnitt mehrmals und bedenke ihn = Ich stecke den Schnabel in das Buch. Dann bete ich und frage Jesus, was er mich dadurch lehren will = Ich recke den Kopf in die Höhe, um zu schlucken. Ich merke dankbar, dass ich nicht von einer Erkenntnis weiter zur nächsten hasten muss, als ob ich sonst etwas verpassen würde. Viel besser ist es doch, einen Gedanken mit mir gehen zu lassen und länger zu verkosten. Das schmeckt und macht satt.
Hier also ein paar Gedanken, die mich voll erwischten:
Roy Hession schreibt in „Meine Erlebnisse in der Nachfolge“:
„Zu Beginn des Jahres1947 befand ich mich in wirklich großer Not. Wenn es stimmt, dass Not und Niedergang einen Menschen zum Anwärter auf die Gnade Gottes und auf Erweckung machen, dann war ich ganz bestimmt ein Anwärter. Als der März jenes Jahres zu Ende ging, ahnte ich nicht, wie nahe diese Gnade Gottes einem armen, zerschlagenen Prediger war und wie bald der Herr Jesus wieder an seinen Herzen zu arbeiten beginnen würde.“Kein anderer Autor hat mir bisher besser verdeutlichen können, wie sehr ich Jesus brauche, wie umfasssend er für mich da sein will und dass mir nur Jesus in Sünde und Mangel helfen und begegnen kann. Jesus allein genügt! Nehme ich vor Jesus den Stand des Sünders ein, nenne ich ihm ehrlich mein Versagen und meinen Mangel, kommen seine Vergebung und sein Reichtum auf mich. Der Tausch zu meinen Gunsten: Jesus schenkt seine Gaben und nimmt meine Fehler.
Paulus schreibt in der Bibel, im Römerbrief Kapitel 12 einen Satz, der mir ein Augenöffner war, von mir, meinen Stimmungen und Gedanken weg und auf die Lage meiner Mitmenschen zu schauen. Nicht zuerst mir soll geholfen werden. So will ich z.B. nicht so sehr von meinen Erfahrungen der letzten 3 Wochen berichten, sondern eher fragen, was die Freunde hier in Adelshofen erlebt haben und wo ihnen der Schuh drückt. Paulus schreibt: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“
Gottfried Wolff schreibt in „Die Christusmystik bei Gerhard Tersteegen“ über den Theozentrismus seines Denkens, den er von Bérulle übernommen hatte:
„Diese Struktur des Theozentrismus zeigt sich bei Bérulle deutlich. Innerhalb dieser Struktur bleibt dem Menschen keine Eigenheit. Er ist ganz auf Gott bezogen und hat die Aufgabe, sich ihm rückhaltlos darzubieten ... Kein anderes Abhängigkeitsverhältnis verlangt eine derartige ´Dezentralisierung´ des menschlichen Ichs wie der Theozentrismus ... Dieser völligen Abhängigkeit des Menschen von Gott stellt Bérulle die ´adhérence´ gegenüber. Beides sind nur zwei Seiten der gleiche Relation, der Beziehung zwischen Gott und Menschen. Die Dependenz ist gegeben; die Adhärenz muss gewollt werden ... Der Hauptmodus der Adhärenz ist für Bérulle die Anbetung ... Bei dieser ´anbetenden Abhängung´ handelt es sich darum, dass wir mit Hingabe und Freude sein wollen, was wir schon sind, nämlich ein Wesen, das von Gott abhängt.“
Mir fehlen die Worte, zu beschreiben, was es mir für eine Freude ist, dass ich nicht von mir aus lebe, sondern mein Leben von Jesus bekommen habe und dass ich nicht über mein Leben bestimmen kann, weil ich völlig an Gott hänge. Kein eigenwilliges Leben mehr. Ich bin auf Gott bezogen. Will ich von ihm wegziehen oder etwas von mir vor ihm zurückhalten? Es ist überhaupt nicht schlimm, dass wir abhängig von Gott und ohne ihn nichts sind. Freuen wir uns doch, dass wir ihn so sehr brauchen. Gott will doch unser Leben. Kein Recht haben wir, an Gott vorbei und ohne ihn zu leben. Jesus ist das Leben. Was anderes als der Tod und die Not erwarten mich fern von ihm? Er will, dass ich lebe und wird mich doch nicht hängen lassen. Schwer fällt mir allerdings immer wieder noch, meinen Willen ihm ganz zu geben. Dezentralisierung des eigenen Willens macht frei.
John Maxwell schreibt in „Charakter und Charisma – Die 21 wichtigsten Qualitäten erfolgreicher Führungspersönlichkeiten“ mich sehr anregende Sätze.
Ü b e r d i e p o s i t i v e L e b e n s e i n s t e l l u n g : „Der Durchschnittsbürger erwartet, dass man zu ihm kommt und ihm motiviert. Er macht die Lebensumstände für seine Denkweise verwantwortlich ... Die Einstellung entscheidet über die Leistungsfähgkeit.“
Ü b e r d i e L e i d e n s c h a f t : „Wachen Sie morgens manchmal mit voller Begeisterung und Tatendrang auf? ... Wie lange ist es her, dass Sie nicht schlafen konnten, weil Sie so begeistert von einer Idee waren?“
Ü b e r d i e W a h r n e h m u n g : „Die richtige Wahrnehmung fördert wichtige Vorhaben.“
Ü b e r d i e Q u a l i t ä t : „Wann haben Sie in letzter Zeit Ihr Bestmöglichstes getan, ohne dass jemand Ihnen dabei zugeschaut hat?“
Jetzt werde ich den Schnabel halten, darüber nachdenken und versuchen, das Gelesene schrittweise umzusetzen.
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