Samstag, 19. Mai 2007

Zwischen Töpfen und Pfannen in Gottes Gegenwart leben

Bruder Lorenz arbeitete 30 Jahre seines Lebens in der Klosterküche und machte dort seine Erfahrungen mit der Vergegenwärtigung Gottes: "Man muss sich ohne Aufhören mit Gott unterhalten, damit man in der Vergegenwärtigung Gottes eine Festigkeit erlangt." Wir mögen heute sagen, dass er es zwischen seinen Töpfen und Pfannen, beim Schneiden seiner Zwiebeln doch sicher leicht hatte, an die Gottes zu denken – Hauptsache, das Essen ist rechtzeitig fertig. Wie verhält es sich damit aber bei uns heute? Kann denn eine Mutter mit zwei kleinen schreienden Kindern, ein Student im Chemielabor, ein Teenager auf dem Schulhof oder ein Kranker mit Fieber ständig und dauerhaft an Jesus denken, ohne dass dabei die Pflichten vernachlässigt werden? Und was ist an dieser Übung so hilfreich und heilsam, dass sie Bruder Lorenz allen empfiehlt?


Als ich diese Gedanken über das bewusste Leben in der Gegenwart Gottes bei Bruder Lorenz zum ersten Mal las, war ich regelrecht erschrocken darüber, dass ich bisher so achtlos neben Jesus gelebt hatte. Zugleich durchflutete mich ein Gefühl der Freude, weil ich ahnte, hier einen Schlüssel zu einer intensiveren Gottesbeziehung gefunden zu haben. Ich weiß noch, wie ich betete und betete, dass Gott es mir doch schenken möge, immer an ihn zu denken und wie ich Gott sagte, dass ich ihn nie wieder vergessen und seine Gegenwart jeden Moment spüre wollte.


Seither achte ich täglich darauf, dass ich mit meinen Gedanken nicht so weit von Jesus abirre. Ich kann nicht sagen, dass es mir immer gelingt. Manchmal sind meine Tage voll von dankbaren Gebeten darüber, weil ich die Nähe Gottes fast schon greifen kann; sehr oft aber lebe ich, als ob es keinen Gott gäbe. Doch versuche ich, jede Situation meines Leben mit Jesus in Verbindung zu bringen und mir vor Augen zu halten, dass alles vor ihm geschieht: auch mein kleines Leben. Möglichst regelmäßig – manchmal alle 15 Minuten, manchmal jede Stunde – halte ich kurz inne und denke an Jesus, stelle mir vor, dass er auf mich schaut und dass ich neben ihm und mit ihm meine Aufgaben erledige. Dann spreche (oder denke) ich ein kurzes Gebet: „Oh, Herr Jesus, hab großen Dank, dass ich dich kennen darf. Danke, Herr, dass du mich siehst, dass du mich liebst und mit mir leben willst. Du bist mein Immanuel; du bist mit mir. Danke, Herr! Jesus, Jesus. Amen.“ – und dann geht’s weiter mit dem Steineschleppen.


Der Gedanke, dass Gott jetzt mit mir ist und auf mich sieht, wie ich die Arbeit erledige, ob ich sie gewissenhaft oder neu halbherzig beende, ist mir eine Hilfe, ihn nicht zu vergessen. Das hat zur Folge, dass ich viel mehr an Jesus denke, dass ich zu ihm bete und mit ihm während der Arbeit (laut oder leise) rede und versuche, alles zu tun, um ihm zu gefallen.


Anfangs war das wirklich eine kleine Mühe und selten gelang mir die Übung. Oft war ich abends ernüchtert, wenn ich merkte, dass ich wieder einmal so oft nicht an Jesus gedacht hatte; und noch öfter merkte ich abends nicht, dass ich Jesus vergessen hatte. Doch mit der Vergegenwärtigung Gottes ist es wie mit dem Lernen einer Sprache: es ist eine Sache der Übung, die durch den Gebrauch zunehmend leichter und leichter fällt. Heute schlafe ich mit Gedanken an Jesus ein und wache mit Gedanken an sein Nahesein auf.


Buchempfehlung:

Sehr angeregt hat mich das Buch „Leben in der Gegenwart Gottes“ (herausgegeben von Gene Edwards): Darin sind in einem ersten Teil die alten Texte von Bruder Lorenz in unser heutiges Deutsch übertragen. Im zweiten Teil sind einige Tagebucheintragungen des Missionars Frank Laubach zusammengestellt, der in einer tiefen Krise beschließt, sein Leben bewusst auf Jesus auszurichten und von ihm bestimmen zu lassen. Mehrmals stündlich denkt er an Jesus und übergibt ihm alle seine Aufgaben neu; seine Erfahrungen sind bedenkenswert: „In der Gemeinschaft mit Gott habe ich eine Beglückung geschmeckt, die alles, was mit Gott im Missklang steht, abstoßend erscheinen lässt ... Gott war so nahe und so erstaunlich schön, dass ich das Gefühl hatte, in einer seltsam seligen Zufriedenheit völlig zu zerschmelzen ... Und nach einer Stunde inniger Freundschaft mit Gott fühlt sich meine Seele rein, wie frisch gefallener Schnee.“


Sehr hilfreich ist dieses kleine Büchlein, weil es zeigt, dass dieses Thema heute aktuell, aber leider sehr unbekannt ist; zu bestellen ist es im Leuchter - Verlag (ISBN 3-87482-263-X)


2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hi Martin,

bin über Cornelius auf Deine Seiten aufmerksam geworden. Habe ich natürlich sofort abonniert. Sämtlich Bücher die Du erwähnst finden sich bei mir auch, und ich muss z.T. (leider!) an alte Zeiten denken, und werde gleichzeitig ermutigt, mich wieder auf die kontemplative Seite meiner Persönlichkeit einzulassen. Und damit auf "Christus in mir". Das Internet und der Computer raubt mir dafür manchmal Zeit und Kraft... Wie gut, dass es bei Gott nie zu spät ist.

Bis bald hier,
Johannes.

Anonym hat gesagt…

Bin durch die Suche nach dem Buch hier angekommen.
ich habe es verschlungen. Durch die Lehre und Praxis der Prophetie erfahre ich gerade eine "Horizonterweiterung". Und in dem Buch os viel praktische Ermutigung.
Arne Elsen, ein Arzt aus HH, der für Heilung betet hat einem digitalen Küchenwecker in der Hosentasche. Der piept alle 5 Minuten. Einige leute, die es ihm nachgemacht haben, haben genau wie er nach etwas mehr als zwei Wochen echte Wunder erlebt. Er hat die theorie, daß es so etwes wie einen Sättigungseffekt an "Gebetsvolumen gibt". Denn die Leute, die ihren Wecker auf einer Stunde hatten haben keine besanderen Dinge erlebt.
Grüße im Herren von Kathy